Falschmeldung oder nicht? Manchmal erhalten wir Nachrichten, die auch uns erstmal in Erstaunen versetzen. So wie diese Meldung eines Kanufahrers auf der Dove-Elbe, die wir zunächst nicht glauben konnten: „Ich habe eine Qualle gesehen und in einem großen Einmachglas gefangen.“ Aber nachdem wir das Foto und Video erhalten hatten, war es eindeutig. Eine Qualle im Süßwasser! Gibt es das überhaupt?
Erste Gedanken: Was macht sie da? Ist sie etwa von der Elbe aus mit der Flut in die Dove-Elbe gespült worden? Oder wurde sie ausgesetzt? Auch ein Blick ins Hamburger Artenkataster brachte keine Lösung. Die Internetrecherche ergab, dass in Hamburg bisher zwar vereinzelt Tiere gesehen, aber noch nie eindeutig bestimmt werden konnten. Nach Absprache mit der Abteilung Artenschutz haben wir die etwa 1 cm große Qualle zur Universität Hamburg gebracht. Die Expertinnen aus dem Fachbereich Biologie im Institut für Zell- und Systembiologie der Tiere haben sich sehr über das vitale Exemplar gefreut.
Bei dem Fundtier handelt es sich um eine Süßwasserqualle aus der Gattung Craspedacusta. Diese Limnomedusae, wie die wenigen im Süßwasser vorkommenden Arten auch genannt werden, ist in Deutschland nicht heimisch. Wie sie den Weg zu uns gefunden hat, ist nicht eindeutig belegt. Zur Erforschung der Art sollen nun DNA-Proben analysiert werden. Denn bisher ist nicht eindeutig geklärt, ob es in der Gattung mehrere Arten gibt, die derzeit zu einer Art zusammengefasst sind.
Laut Wikipedia erfolgte der erste europäische Nachweis 1880 in den Royal Botanic Gardens in London, wo die Quallen in einem Seerosenbecken auftraten. Vermutet wird, dass sie aus Brasilien eingeschleppt wurden. Alternativ könnte Craspedacusta sowerbii 1880 auch aus Ostasien nach Europa eingeschleppt worden sein. Heute ist die Art weltweit, außer in der Antarktis, zu finden.
Wir werden bei unseren regelmäßigen Revierbegehungen weiter nach ihnen Ausschau halten und freuen uns, der Forschung durch diesen Zufallsfund ausgeholfen zu haben.