Die Biber-Population in Hamburg wächst! Diese erfreuliche Entdeckung haben wir bei unserer im Winter 2021/Frühjahr 2022 durchgeführten Kartierung gemacht: In fünf Revieren gelang der Nachweis über Biber-Nachwuchs. In Hamburg gibt es derzeit sieben Reviere mit Burg(en) und vier Verdachts-Reviere, in denen zwar bereits Biber oder Fraßspuren gesichtet wurden, jedoch noch kein Nachweis einer Biberburg gelang. Den Bestand schätzen wir auf über 30 Tiere.
Bei unserer ersten großflächigen Kartierung im Winter 2010/11 hatten wir fünf Biberreviere aufgefunden. Diese Reviere bestanden anfangs nur aus Einzel- oder Paarrevieren. Erst 2016 konnte dank Aufnahmen von Wildtierkameras das erste Hamburger Biberjungtier im Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaften dokumentiert werden. Bis 2020 blieb dies jedoch das einzige Revier mit Jungtieren.
Der Hamburger Biber befindet sich am Rande der Ausbreitungsgrenze. Dies führt dazu, dass weniger potentielle Partner vorhanden sind und die Reviere teils weit entfernt liegen. Hinzu kommt, dass sich Biber nur einmal im Jahr paaren und auch die Würfe mit zwei bis vier Jungtieren recht klein sind. Aufgrund einer hohen Sterblichkeit der Jungtiere im ersten Jahr dauert es lange, bis ein Zuwachs der Bestände nachweisbar ist. Außerdem sind Biber Gefahren bei der Wanderung durch Straßen- und Schiffsverkehr ausgesetzt.
Die Biberreviere befinden sich entlang der Dove- und Gose-Elbe, in den Schutzgebieten Kiebitzbrack, Kirchwerder Wiesen und in den tideunabhängigen Bereichen des Naturschutzgebiet Auenlandschaft Obere Tideelbe. Die positive Entwicklung des Biberbestands ist ein Erfolg für den Artenschutz. Dass nun erstmals in fünf Revieren gleichzeitig Bibernachwuchs registriert wurde, spricht dafür, dass der Biber nun in den Hamburger Gewässern angekommen ist.
Die Gründe für die Rückkehr sind das Verbot der Bejagung, gesetzlicher Schutz (Bundesnaturschutz-gesetz, Bundesartenschutzverordnung, Fauna-Flora-Habitatrichtlinie), verschiedene Umsiedlungs-projekte (Bayern, Niedersachsen, Saarland etc.) und die natürliche Ausbreitung entlang der Gewässer. Die Biber in Hamburg stammen von der Restpopulation an der Elbe ab. Die Gewässerqualität spielt beim Biber eine geringere Bedeutung als zum Beispiel beim Fischotter, da er als reiner Vegetarier seine Nahrung am Ufer findet. Aber natürlich profitiert er von intakten und sauberen Gewässern, weil hier auch die Ufervegetation besser ausgebildet ist.